Weser Kurier, 21.11.2016 Im Team zum Musical 13. Klasse der Europaschule bringt für Projekt ein Musical auf die Bühne

VON EDWIN PLATT

Utbremen. Alle Ränge in der Kesselhalle des Schlachthofs sind voll. Es ist die zweite der vier Vorstellungen an drei Tagen. Schüler haben acht Euro, Erwachsene zehn Euro bezahlt. Rechts auf der Bühne haben zwei Schauspieler Platz genommen, die die Jury des Buchstabierwettbewerbs geben. Nach Lust und Laune und meist nach eher oberfl ächlichen Kriterien werden Jurorin (Beccy Reeves) und Juror (Dane Kelly) über die Kandidaten richten, die gegenüber Platz nehmen. Die Worte zu buchstabieren, fällt mal leicht mal schwer. In der Mitte sitzt ein Lässiger mit schwarzer Brille, coolen Locken und Kopftuch, der liebevoll alle Gescheiterten rausschmeißt. Beim Musical „The 25th Annual Putnam County Speeling Bee“ geht es um einen turbulenten Buchstabierwettbewerb. Jede und jeder der Buchstabierer möchte die Konkurrenz hinter sich lassen und besser sein. Doch je schwerer das Wort, desto heiterer die Konkurrenz. Es wird sich lautstark lustig gemacht. Gewinner oder Verlierer, Top oder Flop? Das ist nicht nur Aufgabe der Charaktere, sondern auch eine Frage der Projektgruppe der Europaschule Utbremen, die sich in Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten befinden. Schreiben sie am Ende rote oder schwarze Zahlen mit ihrem Musical-Projekt?

Aufgeführt wird das Stück auf Englisch, also in Originalsprache. Es nimmt Casting Shows aus verschiedenen Perspektiven auf die Schippe und das höchst unterhaltsam. Zustande kamen die Auff ührungen, weil sich die 13. Klasse der Europaschule darum gekümmert hat aus dem allgemeinbildenden studienqualifizierenden Abschluss „Wirtschaftsassistenz mit Schwerpunkt Fremdsprachen“ der doppeltqualifizierenden Europaschule Utbremen. Deren Partnerschule in England ist die Wootton Upper School & Arts College, mit Schwerpunkt Schauspiel, Kunst, Musik und Tanz. Sie schickte 13- bis 18-jährige Schüler, um das Projekt zu realisieren. Vorher waren die Bremer Schüler nach Wootton gefahren, um das Projekt zu besprechen. Vereinbart worden war, dass die britischen Schüler „The 25th Annual Putnam County Speeling Bee“ aufführen sollten und dementsprechend proben. Dazu gehörten Gesangsnummern, Tanz, Textelernen, Instrumentespielen und auch, sich selbst um Kostüme zu kümmern. Alle anderen Bereiche deckten die Bremer ab.

Alexander Klaus, ein Schüler des Bremer Projektteams, beschreibt das so: „Wir sorgen für Unterkunft und Verpflegung für die Engländer, kümmern uns um sie von ihrer Ankunft bis zu ihrer Abreise, also um Transfer und die Unterkünfte bei unseren Familien.“ Insgesamt seien 19 Schüler und ihre vier Lehrer zu Gast. „Es geht von Dienstag bis Donnerstag von neun bis 22 Uhr.“ Was Alexander Klaus zuerst in den Sinn kam, ist nur eine Seite der Medaille. Vorher galt es, die eigenen Wirtschaftskenntnisse einzusetzen, die Ausgaben und die Einnahmen des Projekts zu kalkulieren, dafür zu werben, Catering, Einlass und Bühnenmitarbeit zu organisieren und Pressearbeit zu machen. Auch mussten die Auff ührungsrechte abgeklärt werden, damit Texte und Melodien öff entlich dargeboten werden dürfen. „Ach ja“, fällt Alexander Klaus ein: „Die Instrumente und Requisiten“. Ton und Licht immerhin konnten sie den Technikprofis des Schlachthofs überlassen.

Es sei eine Teamleistung gewesen, sagt Alexander Klaus. „Wir waren 20 Leute an unserem ersten gemeinsamen Projekt“, sagt er. Mit Einzelgängern hätte es nicht funktioniert. Teamfähigkeit sei auch eins der Ziele des Schulprojekts. „Es war nicht immer einfach, aber jetzt sind wir ein Team“, sagt Klaus. „Wir haben schnell gelernt und fünf Teams gebildet: Orga, Schlachthof, Unterbringung, Vermarktung, Finanzen. Letzteres spielte offenbar für alle eine Rolle. „Keine Buchung ohne Beleg“, sagt Klaus. Die Arbeit der Schüler wurde durch die Lehrer Andreas Wilhelm und Sarah Williams de Diaz betreut. Nach den Auff ührungen am Donnerstag war Kassensturz. Die Einnahmen in Höhe von 13000 Euro können sich schon einmal sehen lassen, meint Alexander Klaus. „Das sieht bislang nach schwarzen Zahlen aus.“ Die Ausgaben allerdings seien noch off en. Ein Teil des verbleibenden Gewinns soll in künftige Projekte fließen, der Rest geht zu gleichen Teilen an die Klassen. Im Sommer 2018 dann ist Zeit für den Abschluss des Jahrgangs der angehenden Wirtschaftsassistenten mit Studienreife.