Nachdem zwei Jahre lang coronabedingt keine Schulfahrten durchgeführt werden durften, ging es für 21 interessierte Schüler:innen vom 21.11.2022 – 25.11.2022 auf Exkursion nach Nürnberg.
Als Stadt der Reichsparteitage der NSDAP, Stadt der “Rassengesetze” und Stadt, in der die Prozesse gegen die Hauptverantwortlichen des nationalsozialistischen Regimes stattgefunden haben, stellt sich Nürnberg seit vielen Jahrzehnten der Aufgabe der Vergangenheitsbewältigung und gestaltet gleichzeitig ihre Gegenwart und Zukunft als "Stadt des Friedens und der Menschenrechte".
Um die Teilnehmenden auf die Fahrt vorzubereiten, wurde ein zweitägiges Vorbereitungsseminar durchgeführt, in dem der historische Rahmen behandelt und die Teilnehmenden ihre eigenen Erwartungen und Wünsche an die Fahrt äußern und so über Programmpunkte selbst mitentscheiden konnten. Die Bildungsfahrt setzte sich aus unterschiedlichen Führungen, Workshops und Reflexionsrunden, in denen Gefühle und Gedanken geäußert und Eindrücke verarbeitet werden konnten, zusammen. Das Seminar ist im Dezember 2022 im Bremer Domkapitelsaal nachbereitet und es sind Handlungsstrategien gegen Rassismus und Antisemitismus erarbeitet worden. Begleitet wurde die Fahrt von Neziha Ciftci und Oliver Schmolinski. Das Seminarangebot ist eine Kooperation mit der Jugendbildungsstätte LidiceHaus Bremen.
Erfahrungsbericht einer Schülerin:
Auf der einwöchigen Exkursion nach Nürnberg haben wir verschiedene historische Orte aufgesucht und uns mit der NS-Ideologie sowie Erinnerungskultur und Rechtsextremismus heute auseinandergesetzt. Es war mir wichtig, dass wir uns nicht nur mit Rechtsextremismus heute auseinandergesetzt haben, sondern auch Ursprünge gruppenbezogener Menschenfeind-lichkeit in den Fokus genommen haben. Der historische Teil unserer Reise war besonders interessant, da wir die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und das Reichsparteitagsgelände erkundet haben. Es war tragisch zu sehen, wie viele Menschen aufgrund der extrem rechten Ideologien ums Leben gekommen sind. Es fällt schwer zu begreifen, dass die Gebäude des ehemaligen KZ auch heute noch existieren und daneben Wohnungen und auch ein Bistro gebaut wurden.
Insgesamt hat uns die Fahrt die Augen geöffnet, insbesondere weil unsere Betreuer:innen während der Fahrt immer an unserer Seite waren und wir ihnen Fragen stellen konnten. In Nürnberg sind wir auch auf die jüngsten Opfer des Rechten Terrors gestoßen. Während eines Stadtrundgangs wurde den Opfern des NSU ein Gesicht gegeben und die tragische Geschichte erzählt, die vor allem mit dem Versagen der Behörden zusammenhängt. Es ist erschütternd zu sehen, wie nahe man den Opfern kommt, wenn man die Orte besichtigt, an denen die Menschen getötet wurden, und gleichzeitig noch bedenkt, dass diese Ereignisse noch nicht lange zurückliegen.
Ich finde, dass diese Reise ein Muss ist, um gegen rechtsextreme Ideologien anzukämpfen. Ich kann mir vorstellen, dass sie sogar Menschen mit rechten Ideologien die Augen öffnet und ihre eigenen Ansichten in Frage stellt.