Okt. 19 / Jan. 20

Gedenkstättenfahrt ins Konzentrationslager nach Auschwitz
„Erinnern tut weh!“

Gedenkstättenfahrt ins Konzentrationslager nach Auschwitz in Kooperation mit der Jugendbildungsstätte Lidice-Haus und Foto-Austellung in der Aula am Antirassismus-Tag.

Die ehemalige Präsidentin des deutschen Bundestages, Rita Süßmuth, charakterisierte in ihrer Rede zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am 19. Januar 1996 das Erinnern als eine Tätigkeit, die Entsetzen auslöst und weh tut. Doch gerade junge Menschen wollen sich mit der gesellschaftlichen Vergangenheit auseinandersetzen. „Sie möchten bewusst machen, vorbeugen und verhindern. Die Jugendlichen wollen diese Aufgaben mit Leben erfüllen, weil die Gefahren und Gefährdungen, die durch Radikalismus, Extremismus, Menschenverachtung und nationale Hybris entstehen, mit dem Ende des Nationalsozialismus nicht für immer beseitigt wurden“, machte Rita Süßmuth deutlich. Auch über 20 Jahre nach der Rede wollen sich junge Menschen mit Vergangenheit und Erinnern auseinandersetzen, auch weil immer noch Kontinuitäten und Bewegungen existieren, die menschenverachtend und nationalistisch sind. Dieses Bedürfnis hat die Antirassismus-AG des Schulzentrums SII Utbremens zusammen mit der Jugendbildungsstätte Lidice-Haus zum Anlass genommen und erstmals eine gemeinsame Gedenkstättenfahrt nach Oświęcim (dt.: Auschwitz) angeboten.

Auf die offene Ausschreibung gab es über 50 Anmeldungen. Es wurde deutlich, dass sich die Schüler:innen mit Extremismus und menschenverachtenden Ideologien der Vergangenheit und der Gegenwart auseinandersetzen wollen. Bedauerlicherweise konnten trotz der hohen Nachfrage nur 22 Schüler:innen aufgrund geringer Kapazitäten an der Fahrt teilnehmen. Einen kurzen Einblick vor und während der Fahrt gewährt der Erfahrungsbericht von Damon Danowski aus der ITA 18 (siehe unten).

Die Teilnahme an der Fahrt war eingebettet in einen zweitägigen Vorbereitungsworkshop in der Jugendbildungsstätte Lidice-Haus sowie einem halbtägigen Abschlussworkshop am SZ Utbremen. Die Teilnehmer:innen sollten historische sowie ideologische Grundlagen kennenlernen, um den Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau einsortieren zu können.

Auf der sechstägigen Gedenkstättenfahrt haben die Schüler:innen in jeweils vierstündigen Führungen das sogenannte Stammlager „Auschwitz I“ sowie das große Vernichtungslager „Auschwitz II Birkenau“ besichtigt. In den anschließenden Reflexionsräumen wurden Eindrücke, Gedanken und Fragen unter den Teilnehmenden ausgetauscht. Aber auch Bezüge zur heutigen Zeit konnten hergestellt werden und Kontinuitäten rassistischer und diskriminierender Gewalt wurden besprochen.

Den   Abschluss   der   Gedenkstättenfahrt   bildete   eine  selbstorganisierte  Ausstellung  der  Teilnehmer:innen  zum  75.  Jahrestag  der  Befreiung  von  Auschwitz am SZ Utbremen. Die Teilnehmenden dokumentierten  während  der  Fahrt  ihre  Eindrücke  und  Gedanken,  die  sie  anschließend  in  einer  Eröffnungsausstellung  einem  breiten  Publikum  zugänglich  machten.  Eine  Auswahl  der  Ausstellungsstücke  konnten  in  der  Schulaula  mehrere  Wochen  besichtigt  werden.  Daneben  haben  die  Teilnehmenden eine eigene Webseite erstellt, um ihre Eindrücke und Auseinandersetzungen zu dokumentieren. Die Bilder und Texte können unter  www.27januar.eu  abgerufen werden.

Aufgrund  der  hohen  Nachfrage  sowie  der  vielen  positiven Rückmeldungen aus dem Kollegium und der  Schülerschaft,  hat  die  Antirassismus-AG  und  das Lidice-Haus beschlossen, auch im kommenden Schuljahr eine Gedenkstättenfahrt durchzuführen -  sofern  dies  aufgrund  der  aktuellen  Corona-Pandemie  möglich  ist.  Unabhängig  davon  wollen  wir  an  unserer  Schule  eine  stetige  und  insbesondere  multiperspektivische    Erinnerungskultur    etablieren.  Ganz  im  Sinne  von  Rita  Süßmuth  sind  wir  der  Überzeugung,  dass  Kompetenzen  für  die  Gestaltung der Zukunft in einem engen Zusammenhang  mit  der  Erinnerung  an  Vergangenes  stehen:  „Sich  den  bedrückendsten  Wahrheiten  unserer  Geschichte zu stellen, ist unverzichtbar. Dazu verpflichten uns die Opfer, ihre Angehörigen und Nachkommen. Aber es ist auch für uns selbst notwendig, damit wir den unauflöslichen Zusammenhang von Erinnerungs- und Zukunftsfähigkeit begreifen.“

Erfahrungsbericht von Damon Danowski, ITA 18:

Bevor  wir  nach  Polen  gefahren  sind,  haben  wir  erst einmal an einem Vorbereitungsseminar im Lidice-Haus  Bremen  teilgenommen.  In  erster  Linie  ging  es  um  das  gemeinsame  Kennenlernen  unter  den Teilnehmenden. Gleichzeitig konnten wir unsere Erwartungen und Befürchtungen an die Fahrt äußern. Bereits aus meinem vorherigen Schulunterricht  kannte  ich  den  Ort  Auschwitz  und  welches menschenverachtende Verhalten dort vollzogen  wurde.  Daneben  hatte  ich  sofort  dieses  Bild  im Kopf - von einem komplett in Nebel umhüllten Auschwitz-Birkenau, welches ich schon angsteinflößend fand. Für mich war das Seminarwochenende  sehr  spannend  und  ich  war  umso  mehr  auf  die Fahrt gespannt.

Während  wir  über  das  Lager  Birkenau  gelaufen  sind, kam mir alles so riesig vor, da wir den Tag zuvor im Stammlager von Auschwitz I gewesen sind und  es  mir  dort  vergleichsweise  winzig  vorkam.  Während der Fahrt hat sich für mich die Aussage bestätigt,  dass  wir  zwar  keine  Schuld  tragen,  an  dem was passiert ist, jedoch in der Verantwortung stehen, dass das, was passiert ist, nie wieder passieren darf. Ich kann jedem einen Besuch in Auschwitz empfehlen, da die Tour und der gesamte Ort sehr nachdenklich stimmen. Ich konnte viel neues Wissen  für  mich  mitnehmen  und  der  Besuch  vor  Ort  ist  durch  die  eindrücklichen  Bilder  sehr  prägend gewesen. Das kann ein Schulunterricht meines Erachtens nicht leisten. Deshalb bin ich dankbar, diese Erfahrung gemacht zu haben.

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