Weser Kurier, 10.02.2017 (job4u Frühjahr 2017) Raus aus dem Elfenbeinturm

Aufgrund ihrer internationalen Ausrichtung und der Förderung des Miteinanders von Schülern verschiedener Nationalitäten darf sich die Bildungseinrichtung Europaschule nennen.

Wir sind die einzige Bremer Schule, an der die Hochschulreife zugleich mit einem Berufsabschluss erworben werden kann“, sagt Schulleiter Tobias Weigelt. Vier Jahre dauert es dabei bis zum Abitur, drei bis zur Fachhochschulreife. Neben den Inhalten der gymnasialen Oberstufe werden Kenntnisse vermittelt, die zum Beispiel für die Ausbildung zum staatlich geprüften Wirtschaftsassistenten für Fremdsprachen benötigt werden. „Wenn unsere Schüler an der zentralen Abiturprüfung teilnehmen, erzielen sie im Durchschnitt bessere Noten als Absolventen der üblichen gymnasialen Oberstufe“, ergänzt Maja Oelerich, stellvertretende Direktorin und Abteilungsleiterin für studienqualifizierende Bildungsgänge. „Ich glaube, dass sie durch den Praxisbezug im Unterricht einfach wissen, wofür sie lernen. Dadurch sind sie motivierter bei der Sache.“ Alternativ kann mit dem mittleren Schulabschluss zunächst eine der diversen vollschulischen ­Berufsausbildungen zum Wirtschaftsassistenten oder Technischen Assistenten absolviert und anschließend noch eine Hochschulqualifikation erworben werden. „Wir haben die Bildungsgänge bewusst nach dem Baukastensystem konzipiert“, erläutert Weigelt. „So kann sich jeder das Passende zusammenstellen. Die jungen Leute ­haben vor allem auch die Möglichkeit zwischen den Bauteilen schon einmal arbeiten zu gehen und Berufserfahrung zu sammeln.“

Insgesamt 31 verschiedene Bildungsgänge ergeben sich aus den fachlichen Spezialisierungen der Europaschule. „Wir bieten die vier Profile Naturwissenschaften, Informatik, Wirtschaft und Fremdsprachen an“, sagt Hannes Ischebeck, Abteilungsleiter für Naturwissenschaften, Technik und Informatik. Ob Biologisch-technischer Assistent mit Schwerpunkt Biochemie, Mathe­matisch-technischer Assistent für Wirtschaftsinformatik oder Steuerfachangestellter in dualer Ausbildung – alle Bildungsgänge sind auf die Anforderungen des Berufslebens ausgerichtet und versprechen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Auch die ­gymnasiale Oberstufe orientiert sich an diesem Gedanken und bleibt nicht im Elfenbeinturm der blanken Theorie stecken. Ganz neu ist die Option eines dualen Informatikstudiums, das in ­Kooperation mit Bremer Hochschulen angeboten wird.

Die Lernenden können dabei von einer guten Ausstattung profitieren. So sind etwa die Chemie- und Biologielabore auf dem neuesten Stand, die Informatiker können sich an diverser Hardware ausprobieren. „Unsere Berufsschule ist sehr gut aufgestellt“, findet Hannes Ischebeck. Regelmäßig nehmen die Schüler an Wettbe­werben wie Jugend forscht, der Mathematik-Olympiade und dem Solar-Cup teil.

In spannenden Projekten werden etwa Minisatelliten gebaut und programmiert, die auf ihrem Flug in mehreren Kilometern Höhe Wetterdaten sammeln. Praktische Erfahrung – auch auf internationalem Parkett – lernen etwa die Auszubildenden und Abiturienten des Fachbereichs Wirtschaft in einer Übungsfirma. Der Trainingsbetrieb ist mit gleichartigen Schülereinrichtungen auf der ganzen Welt vernetzt. Gegenseitig geben sich die Gruppen Aufträge und wickeln diese wie Profis ab. Seit 1994 betreut der doppelqualifizierende Bildungsgang Wirtschaftsassistent für Fremdsprachen plus Abitur eine Musical­aufführung im Kulturzentrum Schlachthof. Dafür kooperiert er mit den Schülern einer britischen Schule für Kunst und Theater. Während letztere auf der Bühne stehen, organisieren und vermarkten die Bremer ­Schüler selbstständig die Veranstaltung.

Solche Projekte über Grenzen hinweg, Auslandsprak­tika sowie Schulpartnerschaften gehören zum Leitbild der Europaschule, die interkulturelle Lernprozesse ermöglichen und ein tolerantes Miteinander fördern will. Das gilt auch für den Umgang der jungen Leute untereinander, vereint die Schülerschaft der Institution doch rund 40 verschiedene Nationen. „Seit 2007 ­sind wir bereits dreimal in Folge als Europaschule zertifiziert worden“, freut sich Weigelt. Dazu passt auch, dass sich die Meta-Sattler-Straße in ­ der Beschulung von Flüchtlingen engagiert. „Wir bieten Vorkurse und darauf aufbauende Berufsorientierungskurse in den MINT-Fächern an. Das Ziel ist dann ein Übergang in die Berufsausbildung und das übliche Unterrichtssystem“, erläutert Schulleiter Weigelt.

Seit zwei Jahren ist die Bildungseinrichtung mit ihren rund ­ 1900 Schülern und 140 Lehrern zudem als erste öffentliche ­Schule in Bremen Mitglied im MINT-Excellence-Schulnetzwerk. Ein von Arbeitgebern gegründeter Verein unter der Schirm­herrschaft der Kultusministerkonferenz der Länder zertifiziert dazu Lehr­anstalten mit einem ausgeprägten Profil in den MINT-Sparten Mathematik, ­Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

„Bereits dreimal in Folge als Europaschule zertifiziert.“